Paneldiskussion “Zukunft der Streitkräfte: Lehren aus dem Ukraine Krieg”

"Ich kann mich an keine Situation im Kalten Krieg erinnern, die so gefährlich war wie heute", sagt General a. D. Erhard Bühler.


Am 08.01.2025 haben wir unser sicherheitspolitisches Jahr mit einer hochkarätigen Podiumsdiskussion an der Universität Passau eröffnet. Mit Prof. Dr. Carlo Masala, General a. D. Erhard Bühler und Prof. Dr. Holger Mey hatten wir drei Experten zu Gast, die viel zum Thema „Zukunft der Streitkräfte: Lehren aus dem Ukraine-Krieg“ zu sagen hatten. Masala, Militärexperte von der Universität der Bundeswehr München, engagiert sich beruflich und im Podcast „Sicherheitshalber“ für sicherheitspolitische Themen. Ebenfalls mit einiger Podcast-Erfahrung aus „Was tun, Herr General?“ brachte General a. D. Bühler, ehemaliger Kommandeur des NATO Joint Command und Präsident der Clausewitz-Gesellschaft, seine Expertise ein. Prof. Dr. Holger Mey steuerte seine Erfahrungen als ehemaliger Berater des Verteidigungsministeriums bei.
Auf dem Podium wurden unter anderem die Tragfähigkeit des 2%-Ziels und die bürokratischen Hürden bei der Herstellung der Wehrhaftigkeit Deutschlands diskutiert. Wie Bühler und Masala betonten, müsse Deutschland innerhalb von drei bis fünf Jahren der Bedrohung gerecht werden. Dafür sei nicht nur politische Führung notwendig, sondern auch, dass die Ratschläge von Fachleuten ernst genommen werden, so Masala.
Auch Holger Mey, ehemaliger Berater des Verteidigungsministeriums, betonte, dass man sich auf einen „Test der Reaktionsbereitschaft der NATO“ vorbereiten müsse, besonders angesichts einer kampferprobten Truppe auf der Gegenseite. Mey schloss: „Auch ein NATO-Mitglied ist nur sicher, wenn die NATO stark ist.“
Bühler erklärte, dass es notwendig sei, die Aufwuchsfähigkeit der Bundeswehr zu stärken oder etwa die Schaffung von effektiveren Schnittstellen innerhalb der Streitkräfte. Gleichzeitig dürfe die Bundeswehr nicht zu „heereslastig“ werden, da der Erfolg der Verteidigung von der Luft- und der maritimen Verteidigung abhänge. Zudem müsse mehr Innovation durch Kooperation zwischen Streitkräften und Industrie ermöglicht werden. Hierbei sei Fähigkeitsplanung statt Bedrohungsplanung gefragt, ergänzte Mey. Eine „Kassenplanung nach Finanzlage“ sei kein der Situation angemessener Weg.
Alle drei Experten waren sich jedoch einig, was die Dringlichkeit der Lage und die Notwendigkeit zum Handeln betrifft. Wichtig in diesen Zeiten sei der Zusammenhalt Europas, aber auch, dass die Bevölkerung politische Entscheidungen mitträgt.
Fast zwei Stunden lang lauschten 150 Besucher gespannt den Ausführungen der Panelisten, bevor sie ihre Fragen stellten, beispielsweise zur nuklearen Teilhabe Deutschlands.
Für diese spannende Diskussion und die Denkanstöße danken wir unseren Panelisten sowie Sergius Daniel Merckle für die Organisation und Moderation der Veranstaltung.


Geschrieben von Johanna Lovis Knauer